Konventionelle Medizin als Basis der Komplementärmedizin - ihre Stärken

Grundlage jeder ärztlichen Beratung (auch komplementärmedizinischer) sind konventionell-medizinische Basiskenntnisse.

Krankheiten werden konventionell über typische Befunde (Bild gebender Verfahren, Labor, spezielle Funktionstest) diagnostiziert, um anschließend operativ, chemisch oder physikalisch behandelt zu werden. Wirkungsvolle,  nebenwirkungsarme und kosteneffiziente Schulmedizin sollte heute niemandem vorenthalten werden und ist in Österreich zumeist kassenfrei zu erhalten.



Konventionellmedizinische diagnostische und therapeutische Schritte wie Anamnese, klinische Untersuchung, bewährte Laboruntersuchungen, Bild gebende Verfahren (Röntgen, CT, MRT, endoskopische Methoden etc), posttraumatische und postoperative intensivmedizinische Betreuung, viele operative Eingriffe, indizierte Antibiotika und eine große Reihe verschiedenartiger, wirkungsvoller Medikamente, kardiologische Maßnahmen, angemessene Schmerztherapie, die angemessene Führung von Patienten mit Bluthochdruck oder Stoffwechselstörungen, die möglichst frühzeitige Erfassung von Krebsrisiko gehören ebenso wie die meisten Impfungen und  viele weitere allgemeinärztliche und fachärztliche Tätigkeiten zur modernen westlichen medizinischen Versorgung, deren Werte hier keinesfalls bestritten werden.

 

Grenzen und Schwächen der konventionellen Medizin

Konventionelle und Komplementärmedizin zur Behandlung des ganzen Menschen

Besonders in Fällen von konventionell-medizinischem Therapienotstand (z.B. manche Infektbegleitsymptome, bei erhöhter Infektanfälligkeit, chronischen Schmerzen, Multimorbidität, Medikamentenunverträglichkeiten, bei psychosomatische Beschwerden aber auch bei vielen degenerativen, onkologischen, psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen) sollten komplementärmedizinische Behandlungsangebote viel mehr als bisher genützt, und die betroffenen Patienten von den Krankenversicherungsträgern dabei auch finanziell unterstützt werden.

 

Grundlagen konventionell-medizinischen Handelns sind in der Regel reproduzierbare Befunde zur Begründung konventioneller Diagnosen. In vielen Fällen bestehen aber zwischen subjektivem Befinden von Patienten und objektivierbarem Befund erhebliche Diskrepanzen - wie z.B. Müdigkeit, Schwindel, Schmerzen ohne Befund oder – umgekehrt relatives Wohlbefinden trotz erheblicher anatomischer Veränderungen.



Außerdem trägt die seit Jahren zunehmende Spezialisierung in der Medizin nicht nur zur Wissensvertiefung in jeder Disziplin bei, sondern verkompliziert und verteuert diagnostische Abklärungen, auch weil sich immer weniger Ärzte noch für den ganzen Menschen zuständig fühlen. Immer wichtiger werden in dieser Situation interdisziplinär denkende Ärzte und Ärztinnen (häufig Allgemeinärzte, Kinderärzte, Geriater), welche im Dschungel medizinischer Alternativen möglichst gut koordinieren. Interdisziplinäre komplementärmedizinische Denkansätze können aber auch dazu beitragen, in diesem Dschungel wieder eine gemeinsame therapeutische Linie zu finden und damit unnötige Untersuchungen und Vielfachmedikationen zu verringern.

Darüber hinaus sind auch bei konventionell klinisch definierbaren Krankheitsbildern die sie begleitenden Befindensstörungen (z.B. Schmerzen, Funktionseinschränkungen, Schwäche, Schwindel, unklare Missempfindungen, Schlafstörungen, psychische Spannungen) oft gar nicht so gut  behandelbar, weshalb ergänzende (komplementäre) Medizin zur Verbesserung der Lebensqualität viel beitragen kann.

Auch gehen Mehrfacherkrankungen und Vielfachmedikationen von immer mehr Fachdisziplinen empfohlenen Medikamenten häufig  mit immer mehr unerwünschten Nebenwirkungen und Wechselwirkungen einher, was ebenfalls die Notwendigkeit fachübergreifender Therapieoptionen (etwa von Homöopathie, Akupunktur, psychotherapeutischer Verfahren) in unserer Zeit unterstreicht.