Das Grundsystem nach Pischinger-Heine - ein ganzheitsmedizinisches Messsubstrat
Gemäß dem österreichischen Histologen Alfred Pischinger und dem deutschen Anatomen
Hartmund Heine werden fast alle Zellen im Körper von einem mehr oder weniger lockeren Zwischenzellgewebe umgeben, welches - lediglich als reines Füllgewebe betrachtet – von der Forschung bisher vernachlässigt wurde.
Über dieses Zwischengewebe erfolgt jedoch wichtiger Informationsaustausch zwischen den Zellen, Zellernährung und Zellentschlackung. In diesem "Zwischengewebe" enden nicht nur Kapillaren (zur Zellernährung) bzw. beginnen nicht nur Lymphgefäße (zur Entschlackung) sondern enden auch sympathische Nerven (aktiviert bei Schmerzen und emotionalem Stress). Ebenso finden sich darin reichlich zunächst undifferenzierte (nicht spezialisierte) Bindegewebszellen, welche im Bedarfsfall entscheidend bei Abwehrfunktionen (Immunfunktionen), Entzündungen und Allergien mitwirken.
Heine beschrieb dieses „Zwischengewebe“ als ein Netzwerk von Zucker –Eiweiß Verbindungen (Proteoglykanen) mit reichlich darin gebundenen Wassermolekülen und Salzen (Elektrolyte, Ionen) – somit ein ideales Medium zur sekundenschnellen Leitung – nicht nur von (Mess-) Strom sondern auch von elektromagnetischer Feld-Information.
Akupunkturpunkte und andere Messpunkte nach Voll stehen zu diesem lockeren Bindegewebe in besonders enger anatomischer Beziehung. Sie fungieren wie „Fenster zum Bindegewebe“ über die schwache und schwächste physikalische und elektromagnetische Informationen in und aus dem Körper geleitet werden können.
Durchführung
Der Patient hält eine zylinderförmiger Handelektrode in einer Hand (oder setzt seinen Fuß auf eine Plattenelektrode), während der Arzt eine punktförmige Messelektrode am Messpunkt unter schwachem, leicht scherenden Druck schmerzlos aufsetzt. Der dabei ermittelte Hautwiderstand des Gewebes gegenüber dem Messstrom unter dem Messpunkt wird auf der Skala des Messgerätes angezeigt, wobei die Eichung des Elektroakupunkturgerätes so beschaffen ist, dass der Wert 50 dem Normalwert entspricht. Gemessen werden – je nach Fragestellung – zumeist 80 bis 120 Punkte, bei Kontrollmessungen genügen manchmal weniger Punkte. Es sollten aber nicht weniger als 6 bis 10 Messpunkte (vorzugsweise an verschiedenen Extremitäten) verwendet werden, da sonst die Aussagekraft der Ergebnisse ungenügend ist.
Interpretationen
Befindensstörungen und Krankheiten – egal ob körperlich oder seelisch verursacht – manifestieren sich bereits frühzeitig im Zwischenzellgewebe des menschlichen Körpers. Über schmerzlose und unblutige Hautwiderstandsmessungen an ausgewählten Akupunkturpunkten und anderen Messpunkten nach R. Voll, dem Erfinder der Elektroakupunktur nach Voll (EAV), ist es möglich, Störungen in Bindegewebsbereichen und in ihnen zugehörigen Organen (vgl. Akupunkturmeridianverläufe) frühzeitig zu erfassen, oft bevor sie sich im Labor oder Röntgen erkennen lassen.
Hohe Werte weisen meist auf akute Schmerzen, Reizung oder Entzündungsbereitschaft, niedrige auf chronische Degeneration, Ermüdung, Schwäche, fallweise auch auf
Krebsbereitschaft hin, stark labile Werte spiegeln labile persönliche Befindlichkeit. Die physikalischen Messergebnisse korrelieren üblicherweise mit der Gesamtbefindlichkeit, welche sich mit dieser
Methode am besten und sehr differenziert erfassen lässt. Besonders unklare, in der Praxis so häufige Mischbeschwerdebilder lassen sich ja oft nur schwer in Worte fassen oder nur unvollständig
formulieren, weshalb derartige Messungen von Wert sind.
Anwendungsmöglichkeiten von BFD
Die so gewonnen Ergebnisse können einerseits der sinnvollen Eingrenzung oder Erweiterung schulmedizinischer Maßnahmen dienen, weil das Grundsystem nach Pischinger Heine (siehe Literaturhinweise) bei allen körperlichen und psychischen Erkrankungen mit betroffen ist. Daher lassen sich mittels BFD nicht nur Befindensstörungen, sondern auch sie begleitende Krankheiten und Krankheitsverläufe erfassen, ebenso wie sich Wohlbefinden auf diese Weise bestätigen lässt (BFD als mögliche zusätzliche Gesundenuntersuchung).
In der Praxis können Homöopathen die hochgradige Empfindlichkeit von Akupunkturpunkten auf schwächste physikalische Außenreize dazu nützen, unter verschiedenen theoretisch möglichen Einzelmitteln jene(s) auszuwählen, mit dem (denen) im Individualfall die beste und weitest verbreitete Resonanz erzielt werden kann, was sich durch die Stabilisierung eines zuvor auffälligen Messwertes binnen Sekunden bei Ankoppelung diese Mittels an das Meßsystem aufzeigen lässt. (BFD kontrollierte Homöopathie).
BFD kann als fächerübergreifende Messmethode aber auch dazu dienen, Auswirkungen höchst unterschiedlicher therapeutischer Maßnahmen – von Psychotherapie über schulmedizinische Medikamente und Akupunktur bis hin zu Homöopathie oder Magnetfeldtherapie – auf die Gesamtbefindlichkeit eines Patienten zu beurteilen oder zu vergleichen.
Problematik
Diese an sich viel versprechende, ganzheitsmedizinische, allgemeinmedizinische Messmethode ist derzeit schulmedizinisch noch nicht anerkannt – nicht nur wegen einiger (den routinierten Anwendern durchaus bekannten) Fehlermöglichkeiten, welche großteils vermieden werden können, sondern auch wegen der schwierig objektivierbaren Überprüfbarkeit der richtigen Messtechnik. Diese erfolgt nämlich unter einem leicht seitlich scherenden Druck auf den Messpunkt (womit der äußere Hautwiderstand überwunden und die Lücke für den Messstrom zum darunter liegenden lockeren Bindegewebe gleichsam vergrößert wird). Diese Messtechnik kann nicht durch einfache Klebeelektroden ersetzt werden, was der besseren Objektivierbarkeit der Messergebnisse theoretisch dienenswert wäre.
Gewisse Erfahrung erfordert auch die Berücksichtigung häufiger Fehlerquellen (unterschiedliche Hautfeuchtigkeit, lokale Gewebe Veränderungen, zu starker, den Punkt zu sehr reizender Messdruck, Einflüsse von Müdigkeit, Nikotin etc.). Ein geringes Maß an Subjektivität des Messenden zur Erfassung der subjektiven Befindlichkeit eines Menschen kann aber selbst bei aller Vorsicht nicht ausgeschlossen werden.
Aussichten - Ankoppelungsphänomene als Wege zur Unterscheidung mittelspezifischer gegenüber reiner Placebowirksamkeit
BFD bietet eine sehr gute direkte Möglichkeit, die gerade gegebene psychosomatische Befindlichkeit eines Menschen unmittelbar und differenziert zu erfassen und Störungen zu gewichten.
Auch besteht die Wahrscheinlichkeit, dass durch solche Messungen mehr oder weniger harmonische Interaktionen zwischen Arzt, Patient und Heilmittel (Placebo oder Nocebo Phänomene) mit erfasst werden, was durchaus nützlich erachtet werden kann. So kann nämlich auch zwischen der Wirksamkeit wirkstofflhältiger und wirkstoffreier Globuli (reine Placeboglobuli) unterschieden werden.
Placebotherapie wird in Laienkreisen oft vorschnell als "Scheinmedikation" betrachtet (als Gegensatz zu chemisch-pharmakologisch nachweisbar wirksamen Medikamenten) und wird von böswilligen Laien sogar mit negativen Attributen wie „eingebildeter Schwindel" behaftet. Tatsächlich umfasst der Placebobegriff aber alles, was über eine nachweisbare chemische Wirkung hinaus zusätzlich noch positiv wirksam ist (ähnlich negative Auswirkungen werden als Nocebo bezeichnet). Tatsächlich spielt Placebo in der täglichen Praxis eine sehr wichtige Rolle und kann – durchaus positiv interpretiert - nicht nur als positive vertrauenvolle Erwartung sondern auch als günstige physikalische Interaktion oder Resonanz zwischen Arzt, Patienten und Heilmittel bzw. Heilmethode interpretiert werden.
Placebo ist nachgewiesenermaßen in jeglicher schulmedizinischen, komplementärmedizinischen und psychotherapeutischen Behandlung enthalten, hoch wirksam und relativ kostengünstig. Hingegen fördern Nocebo Phänomene (das sind Dissonanzen, negative Erwartungen) Wirkungsverlust, unnötig teure weitere Untersuchungen und Komplikationen. Placebophänomene wie Einfühlsamkeit, gegenseitiges Vertrauen und physikalische Resonanzphänomene zu nützen, zu pflegen und zu verstärken ist ein wichtiger Bestandteil ärztlicher Kunst, welcher dazu beiträgt, westliche Schulmedizin zu vermenschlichen und besser leistbar zu machen.
Unter der Annahme, dass Medikamente (als chemisch definierte Substanzen) auch komplexe physikalische Wirkungen und Nebenwirkungen besitzen, kann diese Meßmethode prinzipiell auch dazu dienen, unter verschiedenen konventionellen Medikamenten das physikalisch individuell am besten passende und damit wohl auch nebenwirkungsfreiere auszuwählen.
Die Erfassung und Auswertung solcher physikalischer Daten aus dem lockeren Bindegewebe (Grundsystem nach Pischinger Heine) könnte bei mehr Aufgeschlossenheit in der medizinischen Wissenschaft ein großes, viel versprechendes Forschungsgebiet für zusätzliche vorsorgemedizinische Diagnostik und für individuell angepasste Therapie eröffnen - unter Miteinbeziehung positiv bewerteter Placebophänomene.
Literaturhinweise zu Bioelektrischer Funktionsdiagnostik (BFD)
- Badelt F. Bioelektrische Punktmessungen als diagnostische und therapeutische Suchmethode in der Praxis; in Schriftenreihe Band 1 der Wiener Internationalen Akademie
für Ganzheitsmedizin: Elektrodiagnostik Hg O. Bergsmann,
- Kramer, Lehrbuch der Elektroakupunktur Band 2; 1979, Haug Verlag
- Kratky K, (2003) Komplementäre Medizinsysteme – Vergleich und Integration, Ibera Verlag/EUPWien
- Leonhardt H. Grundlagen der Elektroakupunktur nach Voll, 3. Auflage, Med. Lit. Verlagsgeselllschaft mbH - Uelzen
- Pischinger A. Heine H. Das System der Grundregulation; Grundlagen für eine ganzheitsbiologische Theorie der Medizin; 6. Aufl. 1975
- Popp F.A. Biophotonen – Neue Horizonte in der Medizin, 3. Auflage, Haug Verlag, 2006
- Voll R. Die Messpunkte der Elektroakupunktur nach Voll (EAV) an Händen und Füßen , 1983, Lit. Verlagsgesellschaft mbH, Uelzen
- Werthmann K. Praxisnahe Einführung in die Elektroakupunktur nach Voll (EAV) Hersteller und Druckerei A. Stopfner, Salzburg