Die Phasenwandlungslehre als psychosoziales Krankheitsmodell

Polare Fehldynamik innerhalb einer Phase (Balancestörungen, Defizite beider Komponenten, Extremschwankungen, Konflikte)  äußern sich als Symptome von Phasendominanz oder Phasendefizit - siehe Abb. 1. In vielen Fällen können Muster von Fehldynamik im Phasenwandlungssystem auch die polare Fehldynamik innerhalb einer Phase erklären - vgl Abb. 2: Muster von Fehldynamik. Im Folgenden zu jedem Muster von Fehldynamik einige Beispiele aus dem täglichen Leben:

Einseitige persönliche Lustbesetzung oder einseitige Umwelteinflüsse

  • Nur Lust an sich selbst, auf persönliche Macht, auf eigenen Einfluss?  (Phase D);
  • Nur Lust auf eigenes Wachstum, eigene Leistung, Wettbewerb, eigene Stärke? (Phase E);
  • Nur Lust auf Erlebnisse, Lust an Kontakten (Phase A) – im Westen relativ selten;
  • Nur Lust auf Besitz , Lust an Konsumation, Lust an Versorgung (Phase B Komponenten);
  • Nur Lust an eigener Ehrung, an Ordnung und Gesetzen (vgl.  Bürokratie) oder eher Lust an entsprechenden Gegenteilen, Lust an Betrug und  Gesetzesbruch?–siehe Phase C Komponenten;
  • Nur Lust auf Sex, Lust auf Geschwindigkeit oder nur Lust zur Überwindung räumlicher Grenzen (Internet Sucht? extreme Reiselust?  - vgl. Komponenten der Qualität EA

Phasenwandlung gegen den Uhrzeigersinn (statt im Uhrzeigersinn)

  • Kontakteerlebnisse:  Von B nach A entwickelt (statt von E nach A):                                         Erlebnisse, Kontakte primär aus Vorsicht, durch Geld, Besitz oder Konsumation (statt primär durch eigene Arbeit, Leistung, Aktivität mit dazu gehörenden Pausen)
  • Sorgsamkeit: Von C nach B entwickelt (statt von A nach B):                                                  Versorgung, Fürsorge, Pflege primär aus Gewissensgründen, Verantwortung (statt aus einem Gefühl der Verbundenheit); Recht auf Absicherung, Besitz; zu Pflege verpflichtet sein -  statt Absicherung,  Pflege primär aus Gemeinschaftsgefühl; wohltätige Spenden sollten weniger aus schlechtem Gewissen als  aus  Solidarität getätigt werden.
  • Gewissen, Verantwortung: Von D nach C entwickelt  (statt von C nach D);                                Gemäß eigener Einstellung, eigenen Zielen und Wünschen etwas oder jemanden prüfen, vergleichen, abwägen (Vorurteil), statt Abwägung gemäß gesammelten Daten; Kritik, Ordnung  und Gesetze primär wegen oder durch  politische  Macht statt aus Vorsicht bzw. zur breiten Absicherung sozialer  Versorgung;
  • Selbstbegrenzung, eigene Position, Ziele: Von E nach D entwickelt (statt von C nach D):           Sich eigene Macht bzw. eine Position unmittelbar erarbeiten, erkämpfen – statt sie als vergleichsweise Geeignetste(r) zu erhalten =  erkämpfte Macht statt gewählte Macht; Eigene Anspannung, Ansprüche, Druck auf sich selbst, durch ehrgeizige Arbeit, Streit, und aggressiven Wettbewerb  (statt durch Verantwortung, Pflichtgefühl, Gewissen) 
  • Eigene Leistung, Arbeit, Anstrengung: von A nach E entwickelt (statt von D nach E):                 Arbeit primär über bestehende Kontakte erhalten statt auf Basis entsprechender persönlicher Eignung oder Interessen; Leistung oder Hilfestellung mehr aus Gefälligkeit statt wegen eigener Kompetenz (oder Inkompetenz); Emotionale Handlungsweise statt Handlungen im Interesse eigener oder fremder Bedürfnisse.

Diagonale Unterdrückung (>>) im Uhrzeigersinn und Missachtung (>>>) gegen den Uhrzeigersinn durch dominierende Phasen

 

A>>C:     wenn Emotionen (z.B. Liebe, Hass)  oder starke Identifizierung Kritikfähigkeit   

               beeinträchtigen,

A >>> D: wenn emotionale Vereinnahmung, blinde Identifizierung persönliche Grenzen missachtet,

B>>D:     wenn Übervorsicht sehr ängstlich macht; wenn Überfürsorglichkeit persönliche Ziele

               unterdrückt, wenn durch viel fremdes Geld eigene Wünsche unterdrückt werden                      

               (Gefahr der Korruption),

B>>>E:   wenn Übervorsicht handlungsunfähig, untätig oder hilflos macht, 

               wenn zu viel Besitz bequem werden lässt,

C>>E:     aus Schuldgefühlen und Gewissensgründen jede Auseinandersetzung scheuen,

               immer nachgeben; wegen schwerer Vorwürfe nicht mehr arbeiten;

C>>>A : Kontaktabbruch, Isolierung, Gefühlsverlust wegen schwerer Vorwürfe oder Schuldgefühle

              (Depressionsaspekt?),

D>>A:    Egoismus unterdrückt Empathie, behindert Kontaktfähigkeit, Eigensinn behindert

              Erlebnisfähigkeit,

D>>>B   wenn überhöhte Ansprüche Besitz und Reserven verachten und damit hohe Verschuldung

              auslösen, wenn Egoismus oder Eigensinn Verwahrlosung bewirken,

E>> B:   wenn aggressiver Wettbewerb sorglos zur Verarmung führt,

              wenn Aggression Vorsicht unterdrückt,

E >>>C: wenn Gewalttätigkeit Ordnung und Gesetze missachtet, gewissenlos macht;

 

Aufschaukeln zweier benachbarter Phasen mit resultierender Phasendominanz

E und A: Gewalt, Aggressivität  und  Abneigung, Hass schaukeln einander häufig auf.

(mögliche Gegenstrategie: Phase B und C stützen – Vorsicht, Absicherung, Reserven ansprechen, Kritik fördern, später auch Rechtfertigung)

A und B: Symbiotische Beziehungen und Überfürsorglichkeit (Verwöhnung) schaukeln einander auf.

(mögliche Gegenstrategie: persönliche Verantwortung und eigene Grenzen ansprechen)

B und C: Misstrauen und Anschuldigungen können einander aufschaukeln, ebenso Überlastung und Schuldgefühle.

(mögliche Gegenstrategien: eigene und fremde Wünsche und Grenzen ansprechen, eigene und fremde Leistung bzw. Aktivität (oder Inaktivität) überprüfen.

C und D: Position und Verantwortung können überhöhten persönlichen Druck (Stress) bewirken,

Anschuldigungen können unmittelbar neue Vorurteile  fördern.

(mögliche Gegenstrategie: Bewegung ausüben, Aktivität beurteilen, Einfühlungsvermögen auf beiden Seiten aktivieren)

D und E: Egoismus und aggressive Rücksichtslosigkeit schaukeln einander leicht auf.

(mögliche Gegenstrategien: gegenseitiges Hineinversetzen üben, geht eigener Besitz  verloren?)

A und EA im Gegensatz zu den bisherigen Beispielen wird die wechselseitige Stimulierung  zwischen Liebe und Lust im Orgasmus als erfüllende Vereinigung erlebt. 

Beispiele für diagonale Förderung im Uhrzeigersinn (statt Begrenzung) mit Vernachlässigung der dazwischen liegenden Phase

 

A fördert C:  emotionale Kritik, Anschuldigung  aus Abneigung, Bevorzugung aus Freundschaft,

                   (aus Sorglosigkeit, unter Vernachlässigung gesammelter Erfahrungen,

                    Gedächtnisinhalte)

B fördert D:  Vorsichtshalber oder aus Misstrauen gleich überhöhte Ansprüche stellen;

                    wenn Besitz persönliche zusätzliche Wünsche und Ansprüche steigert (ohne Gewissen

                    oder kritische Überprüfung), wenn Geld und Besitz unmittelbar eigene Macht fördern,

C fördert E:   wenn Vorwürfe aggressiv und gewalttätig machen (unter Missachtung eigener und

                    fremder Grenzen oder Begrenztheit),

D fördert A:  persönlicher Anspruch auf Kontakt, Beziehung (ohne entsprechendes Verhalten)

E fördert B:  Arbeitswut oder aggressiver Wettbewerb zur eigenen Besitzoptimierung (unter

                   Missachtung von Einfühlungsvermögen, eigener Kontakte, Gefühle, oder 

                   arbeitsbedingter Erlebnisse bzw. (eigener?) Erlebnisarmut

 

Gegenstrategien:

Thesen der  vernachlässigten Phase mehr beachten, polare Aspekte der diagonal geförderten Phase in Erinnerung rufen

Diagonale Förderung gegen den Uhrzeigersinn

Diagonale Aufschaukelungen mit entsprechenden Dominanzsymtomen lassen das Fünfersystem leicht zu einem 3-er oder gar 2-er System verkümmern: In diesen Fällen kann die Bewusstwerdung von Thesen oder Antithesen von dabei vernachlässigten Phasen besonders schwer fallen:

 

A fördert D:  wenn blinde Identifizierung  willfährig macht (Gehirnwäsche?); psychotischer Wahn?

B fördert E:   überhöhter Lohn als primäre Voraussetzung für eigene Leistung,

                    (vgl. auch Bestechung, Korruption)

C fördert A:  Liebe, Beziehung primär durch Gesetze, Ordnung und Sitten geregelt bzw. reguliert

D fördert B:  Bereicherung durch Machtposition; Geld- und Besitzgier. „Geld ist Macht“

                    (und umgekehrt)

E fördert C:  Krieg, Aggression, Duell als primärer Weg zu Ehre; Gerechtigkeit durch eigene Gewalt

                   (Rache, Lynchjustiz);

 

Mögliche Gegenstrategien:

Thesen und Antithesen aller anderen Phasen in Erinnerung rufen.

 

Mehr Beispiele von Fehldynamik im täglichen Leben und zum Theme Gegenstrategien siehe Präventivmedizin bzw Literatur: F. Badelt: Psychosomatische Vorsorgemedizin, 2008, Springer Verlag.